Was ist Teilhabe?

Teilhabe zwischen Lebenslagen und Zukunftswünschen


„Gefährdet (‚prekär‘) wird Teilhabe dann, wenn sich die äußeren wie verinnerlichten sozialen Anforderungen an die eigene Lebensweise und die tatsächlichen Möglichkeiten zu ihrer Realisierung auseinanderentwickeln. Diese Gefährdung schlägt in Ausgrenzung um, wenn Personen oder Gruppen dauerhaft, biographisch unumkehrbar von gesellschaftlich üblichen Teilhabeformen ausgeschlossen sind, die sie individuell anstreben“ 
Bartelheimer 2004, S. 53 

Die CLS-Langzeitstudie geht der Frage nach, inwieweit die Ermöglichung gleichberechtigter Teilhabe nach der Beendigung stationärer Hilfen zur Erziehung gelingt und knüpft dabei an den internationalen Forschungsstand an. 

Insgesamt sind die Lebenslagen junger Erwachsener in Deutschland heute durch vielfältige Entgrenzungen gekennzeichnet. Die Übergänge ins Erwachsenenalter reichen weit in das dritte Lebensjahrzehnt hinein und sind durch vielfältige Umbrüche und Neuentscheidungsprozesse gekennzeichnet (BMFSFJ 2017). Diese Entgrenzung von Lebensverläufen kann bei jungen Erwachsenen zu Verunsicherungen führen, weil sich herausbildende Lebenssituationen nicht ausreichend durch das soziale Umfeld oder den Wohlfahrtsstaat abgesichert sind und Unsicherheiten in Übergangssituationen entstehen, die nicht verlässlich in einen Erwachsenenstatus münden. Die gesellschaftliche Pluralisierung von Lebensverläufen sowie die Folgen von normierten Altersgrenzen und Statuserwartungen an den Übergängen vom Jugend- ins Erwachsenenalter werden heute gerade im jungen Erwachsenenalter deutlich. 
Das Teilhabekonzept der CLS-Studie fokussiert daher offen auf die sozialen Realisierungsmöglichkeiten junger Menschen in ihren Lebensverläufen. Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener wird beispielsweise in Bezug auf die schulische Ausbildung, den Auszug aus dem Elternhaus in eine andere Wohnform, den Beginn der Berufsausbildung sowie der ersten Erwerbstätigkeit, den Übergang in eine Paarbeziehung, die erste Haushaltsgründung, die Eheschließung und die Geburt des ersten Kindes betrachtet. Insbesondere Bildung erscheint als zentrale Kategorie in der Lebensverlaufsforschung. 

 

Vor diesem Hintergrund leistet die CLS-Studie einen grundlegenden Beitrag, um eine sozialstatistische Grundlage zur Teilhabe von Care Leaver*innen im Hinblick auf die Fort- und Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe sowie „angrenzender“ sozialer Dienste und (Aus-)Bildungsinfrastrukturen zur Unterstützung der jungen Menschen zur Verfügung zu stellen.

"Überall dort, wo Teilhabe zu einem Rechtsbegriff wird, geht es darum, verschiedene Dimensionen der Lebensführung zueinander ins Verhältnis zu setzen." 

Bartelheimer/ Henke 2018