Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener
Eine Langzeitstudie

Über die Studie


Im Mittelpunkt der CLS-Studie stehen junge Menschen, die sich im Übergang aus der Wohngruppe oder Pflegefamilie befinden. Angelegt als Langzeitstudie, werden wiederholt bis zu 2.000 Jugendliche und junge Erwachsene befragt. Die Studienteilnehmer*innen sind junge Erwachsene, die im Zeitraum der Erstbefragung in der Regel in der Heimerziehung, einer anderen betreuten Wohnform oder bei einer Pflegefamilie leben und zwischen 16 und 19 Jahre alt sind.

Die CLS-Studie ist eine Langzeitstudie über die Lebensverläufe von jungen Menschen, die in Wohngruppen und Pflegefamilien gelebt haben. Sie läuft über mehrere Jahre. Jedes Jahr werden die Studienteilnehmer*innen dazu befragt, wie es ihnen in verschiedenen Bereichen ihres Lebens geht. Das Ziel der Studie ist es, Daten zum ›Leaving Care‹ − zum Verlassen der stationären Kinder- und Jugendhilfe − zu erheben. Die langjährige Befragung der jungen Menschen selbst dient dazu, die Situation dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen sichtbarer zu machen. Der Schwerpunkt liegt auf der Teilhabe von Care Leaver*innen in der Gesellschaft.

Die Teilhabe von Care Leaver*innen wird in verschiedenen Lebensbereichen untersucht. Zum Beispiel geht es um die Freizeitgestaltung und um die schulische und berufliche Orientierung. Im Übergang ins Erwachsenenleben bilden junge Menschen neue Gemeinschaften und soziale Netzwerke. Viele gründen auch einen eigenen Haushalt, eine Wohngemeinschaft oder eine eigene Familie. Darüber hinaus gehört zur Teilhabe die gesundheitliche und medizinische Versorgung. Manche jungen Erwachsenen erhalten staatliche Unterstützung, zum Beispiel Wohn- oder Bürgergeld, zur Finanzierung der ersten Wohnung oder für die Ausbildung.

Warum die CLS-Studie?


Der Werdegang junger Erwachsener, die als Jugendliche in stationären Unterbringungen oder Pflegefamilien gelebt haben, ist in Deutschland weitgehend unerforscht. Der vom BMFSFJ geförderte Datenreport »Sozialstatistische Grundlage sozialer Teilhabe von Care Leaver*innen in Deutschland« (2019) wurde vorbereitend zur CLS-Studie erarbeitet. Er hat gezeigt, dass die Lebensverläufe dieser jungen Menschen in bisherigen Studien nicht ausreichend abgebildet werden.

Junge Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe – für die die Gesellschaft besondere staatliche Verantwortung übernimmt – müssen nachhaltig gefördert werden. Dafür wird mehr Wissen benötigt über die Bedingungen der Teilhabe auf ihrem zukünftigen Lebensweg. Hierzu fehlen bislang verlässliche Daten. Als Langzeituntersuchung, die Aussagen über die soziale Teilhabe junger Menschen nach Beendigung der Jugendhilfe macht, schließt die CLS-Studie diese Lücke. Sie kann so eine Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe anregen. So möchten wir mit der CLS-Studie dazu beitragen, zu verstehen, welche Bedingungen und Strukturen Teilhabe von Care Leaver*innen fördern oder behindern.

Was sind die Inhalte der CLS-Studie?


Die Langzeitstudie hat das Ziel, die Lebensverläufe der jungen Erwachsenen nachzuzeichnen. Dies geschieht anhand unterschiedlicher Themen. Es werden Fragen aufgeworfen wie zum Beispiel: Wie leben, lernen und arbeiten junge Menschen nach der Jugendhilfe? Wie gestalten sie ihren Alltag? Was sind ihre Ziele und Wünsche?

Mit der Studie wird in den Blick genommen, wie Care Leaver*innen den Übergang aus der Kinder- und Jugendhilfe in ein von dieser Hilfe unabhängiges Leben gestalten. Mehr Wissen darüber ist nötig, mit welchen Ressourcen diese jungen Menschen ausgestattet sind und welchen Herausforderungen sie im Laufe der Zeit gegenüberstehen. Uns interessiert auch, wie sich Belastungen auf die Lebensverläufe und die Perspektiven junger Erwachsener auswirken. Die Ergebnisse der Studie können Hinweise geben, wie Care Leaver*innen besser unterstützt werden können. Daraus kann auch abgeleitet werden, welche Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe und in anderen Unterstützungssystemen notwendig sind.

Wer nimmt an der CLS-Studie teil?


Die CLS-Studie ist als Wiederholungsbefragung angelegt. Jährlich werden junge Menschen im Alter von 16 bis 19 Jahren in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und Pflegefamilien befragt. Die Befragungen werden in sieben sogenannten Befragungswellen fortgeführt, um die Lebensverläufe der dann bis zu 26 Jahre alten jungen Erwachsenen nachzeichnen zu können.

Wie läuft die CLS-Studie ab?


Wir haben die Langzeitstudie mit Vorarbeiten im Sommer 2021 begonnen. Zwischenergebnisse können voraussichtlich bereits Anfang 2024 präsentiert werden. Zum Ende der Studie voraussichtlich im Jahr 2030 werden Daten zu den langzeitlichen Lebensverläufen der befragten Gruppe vorliegen. Damit werden Aussagen über Unterschiede zwischen den Verläufen möglich. In einer ersten Förderphase wird die Langzeitstudie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zunächst bis Ende 2024 gefördert.